C'est sans pareil!" - "Das ist ohnegleichen!", soll eine Hofdame ausgerufen haben, als sie erstmals die bizarrre Felsenwelt in einem Buchenhain unweit der Burg Zwernitz erblickte.
Mit der Hochzeit der Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie von Bayreuth und Herzog Carl Eugen von Württemberg setzte nicht nur in der Residenzstadt Bayreuth eine bislang unbekannte Bautätigkeit ein. Auch in einem fern dem Regierungszentrum gelegenen Landstrich, schon auf halben Weg nach Bamberg, entstand ein kulturhistorisch einzigartiges Ensemble. Es besteht aus einem Park, einer kleinen Schlossanlage sowie einer mittelalterlichen Burg und trägt nicht zufällig den Namen "Sanspareil", zu Deutsch: "Ohnegleichen".
Die romanische Burg Zwernitz ist Blickfang und Aussichtspunkt
Burg Zwernitz war der Stammsitz des oberfränkischen Geschlechts der Walpoden. Seit alters diente diese Gegend der fürstlichen Jagd. Der Bergfried und die Zehentscheune aus spätromanischen Buckelquadern gehen noch auf die Erbauungszeit um 1200 zurück. 1338 gelangte die Burg in den Besitz der Hohenzollern. Etwa zwei Jahrhunderte danach wurde die Anlage um die Fachwerkbauten der Niederburg erweitert. Als man den Felsengarten konzipierte, band man die eindrucksvoll auf einem Tuffsteinfelsen aufragende Burg als Blickfang ein. Heute sind in ihr historische Waffen ausgestellt. Vom Bergfried hat man einen wunderbaren Rundblick über die bewaldeten Hügel der Fränkischen Schweiz.
Im Morgendländischen Bau sind Natur und Architektur vereint
Von besonderem Reiz ist der Morgenländische Bau, der als ländliche Eremitage diente. Sein mit Glasflüssen und Tuffstein verziertes Äußeres vermittelt einen märchenhaften orientalischen Eindruck. Im Kontrast dazu steht das Innere, das nur sparsam mit Stuckaturen im Stile des Bayreuther Rokoko ausgestattet wurde. Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass die Räume um einen kleinen offenen Hof gruppiert sind, in dem gewissermaßen als natürliches Herz des vom Menschen geschaffenen Bauwerks eine alte Buche aufragt.
Der Felsengarten war ursprünglich mit vielen Kleinarchitekturen ausgestattet
Heute wie vor gut 250 Jahren faszinieren die eigenartigen Felsgebilde, denen der Park seinen Namen verdankt. Von den geometrischen Gartenbezirken, die in die beinahe naturbelassene Waldumgebung eingebettet waren, ist kaum noch etwas erhalten. Die exotisch anmutenden Häuschen wie das Belvedere mit den hängenden Gärten sind ebenso wie ländliche Hütten, die als Rückzugsorte in der Eremitage Sanspareil dienten, nur noch auf Stichen im Morgenländischen Bau zu bewundern.Das eigentümlichste Bauwerk im Hain, das römische Ruinen-Theater, ist jedoch bis heute erhalten eine Mischung aus Grotte und Ruine. Der Zuschauerraum befindet sich unter einem mächtigen natürlichen Felsenbogen, der Orchestergraben, die Kulissenbögen und die Rückwand sind aus Bruchsteinen gemauert.
Der Hain als Ort der Telemachie
Neben der Vielzahl verschiedener Bauformen ist bemerkenswert, dass Markgräfin Wilhelmine dem Felsengarten ein literarisches Programm zu Grunde legte. Sie deutete die Höhlen und Felsen als Orte der Telemachie � Stationen des Lebens von Telemach, dem Sohn des Odysseus, der nach einer Reihe von Prüfungen und Abenteuern schließlich zur Läuterung gelangt. Viele der heutigen Bezeichnungen der Felsenpartien gehen noch auf die Telemachie zurück. Hauptthema des Gartens bleibt trotz der ehemals zahlreichen architektonischen Ausstattungselemente die Natur, in Form des Buchenhains mit den bizarren, beeindruckenden Felsformationen. Mit ihrer Beschreibung "Die Natur selbst war die Baumeisterin" verweist Markgräfin Wilhelmine auf einen im Vergleich zu zeitgenössischen Anlagen passiveren Umgang mit der vorgegebenen natürlichen Situation.Seit 1942 werden die Burg und der Felsengarten von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betreut. Ab 1951 wurde der Garten wieder instand gesetzt. Die zum Teil zugewucherten Wege wurden wieder hergestellt und der Morgenländische Bau konnte nach gründlicher Restaurierung 1956 für den Besucherverkehr freigegeben werden.