Die Anfänge des Neuburger Schlosses reichen bis in das Hochmittelalter zurück. Innerhalb einer frühgeschichtlichen Wallanlage, die den ganzen Stadtberg umgab, entstand vermutlich im 11. Jahrhundert eine herzogliche Pfalz. Ab 1247 herrschten hier die Wittelsbacher. Als Herzog Ludwig der Gebartete von Bayern-Ingolstadt vorübergehend Neuburg zu seiner Residenz machte, ließ er die Feste ab 1409 ausbauen.
Unter Ottheinrich wurde die Burg zur Residenz
Im 16. Jahrhundert zog der junge Ottheinrich (1502�1559) in die Burg, ein Enkel Georgs des Reichen von Bayern-Landshut. 1505 war für ihn und seinen Bruder Philipp eigens das neue Fürstentum Pfalz-Neuburg geschaffen worden. In Erwartung der Pfälzer Kurwürde wollte Ottheinrich Neuburg zu einer standesgemäßen Residenz machen. Er scheute keine Kosten. 1527 ließ er zunächst die Bauten an der Ostseite des Schlosses teilweise erneuern und prächtig ausstatten. Dann wurde mit dem großzügigen Ausbau des Schlosses begonnen. Nun entstanden der Nordflügel mit dem so genannten Rittersaal und der Westflügel mit seiner Sgraffitofassade, mit der Schlosskapelle und dem riesigen Saal im Obergeschoß. Schließlich wurde der Südflügel errichtet, der so genannte Küchenbau. Stilistisch orientierte man sich zunächst an der einheimischen, süddeutschen Renaissance. Später war die italienische Renaissance Vorbild, wofür die Tordurchfahrt in den Hof das schönste Beispiel ist. Die Ausgaben für den Residenzbau und die Kunstsammlungen überstiegen die Einkünfte des kleinen Fürstentums. Die eigene Schuldenlast und die seines Bruders Philipp trieben den Neuburger Pfalzgrafen in den Bankrott. Zur Deckung der Schulden fand im Schlosshof eine Versteigerung von Teppichen und anderem mehr statt.
Ottheinrichs Nachfolger bauten in Neuburg weiter
Als sich der Neuburger Pfalzgraf 1542 zur Reformation bekannte, enthob Kaiser Karl V. Ottheinrich seiner Herrschaft. Erst 1552 wurde der Pfalzgraf wieder in seine Rechte eingesetzt, 1556 trat er das Pfälzer Kurfürstenamt an und entfaltete fortan seine Kunst- und Prachtliebe in Heidelberg. Die Nachfolger Wolfgang von Zweibrücken und Philipp Ludwig vollendeten Ottheinrichs Neuburger Arbeiten. Philipp Ludwig gestaltete das Areal westlich des Schlosses unter städtebaulichen Gesichtspunkten mit großer Wirkung um. Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts ließ Pfalzgraf Philipp Wilhelm den auf Fernwirkung berechneten barocken Ostflügel errichten. Die Silhouette des von zwei Rundtürmen flankierten Baues prägt bis heute das Neuburger Stadtbild. Ab 1795 wurde die Ausstattung des Schlosses verkauft oder in andere Schlösser gebracht. Einige Gemälde, Teppiche und Möbel kehrten als Ausstellungsstücke des �Schlossmuseums Neuburg" in die Residenz zurück. Zu den Kunstschätzen zählen vier Wirkteppiche aus dem Besitz Ottheinrichs und die Paramente aus dem ehemaligen Ursulinenkloster Neuburgs. In den drei Abteilungen des Museums werden die Geschichte von Pfalz-Neuburg, die Vor- und Frühgeschichte und der Kirchliche Barock dokumentiert.
Kapelle und Grotten sind Meisterwerke der Renaissance und des Barock
Die Schlosskapelle im Westflügel ließ Pfalzgraf Ottheinrich ab 1537 errichten. Nach seinem Übertritt zum Protestantismus beauftragte er Hans Bocksberger den Älteren mit der großzügigen Ausmalung. Wand- und Deckengemälde im Stile der italienischen Hochrenaissance sind ein gemaltes protestantisches Glaubensbekenntnis. Die Scheinmalerei am Kapellengewölbe nimmt bereits barocken Illusionismus vorweg. Die Schlossgrotten entstanden ab 1665 im Erdgeschoß des nördlichen Schlossturms. Das inhaltliche Programm der sechs 1990 wiederhergestellten Grottenräume umfasst Themen wie Zeit, Herrschaft und Architektur. Gläserne Stalaktiten, Muscheln, Stuck und Rinden bilden die kunstvolle Dekoration.