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Neues Schloss und Hofgarten Schleißheim

Das Neue Schloss in Schleißheim entstand im Auftrag Kurfürst Max-Emanuels. Enrico Zucalli und Joseph Effner entwarfen eine der größten barocken Schlossanlagen Bayerns. Ein Besuch führt durch den freskierten Festsaal, durch Staatsappartements und eine Gemäldegalerie. 
Schloss Schleißheim war eine Gründung Herzog Wilhelms V., der im Jahre 1597 die in einsamer Moorgegend gelegene Schwaige Schleißheim erwarb. 1598 ließ er mit dem Bau eines Gutshofes und eines Herrenhauses beginnen. Die von kleinen Klausen und Waldkapellen umgebene Anlage war eine fürstliche Eremitage, abgestimmt auf die Bedürfnisse des zu frommer Kontemplation neigenden Herzogs. Ab 1617 ließ Wilhelms Sohn, Herzog Maximilian, das Herrenhaus seines Vaters durch einen Schlossbau nach Plänen Heinrich Schöns d.Ä. ersetzen: das heutige Alte Schloss. Raumarchitektur und Dekoration des Alten Schlosses blieben bis zum Zweiten Weltkrieg unverändert erhalten. Damals wurde das Alte Schloss weitgehend zerstört. Seit dem Wiederaufbau ist in seinen Räumen die Sammlung Gertrud Weinhold (Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums) sowie die Sammlung zur Landeskunde Ost- und Westpreußens �Es war ein Land...� untergebracht..

Kurfürst Max Emanuel initiierte die barocke Schlossanlage
Ein neues Kapitel begann mit der Regierungszeit Kurfürst Max Emanuels 1679 bis 1726. Unter seiner Leitung wurde aus dem prächtigen Landsitz seiner Vorgänger, dessen Mittelpunkt das Alte Schloss bildete, eine pompöse Residenz des Absolutismus. Zwei neue Schlossbauten und der barocke Park kamen hinzu. So entstand das Ensemble aus Neuem Schloss, Altem Schloss, Schloss Lustheim und einer weitläufigen barocken Gartenanlage, das bis heute höfische Architektur und Gartenkunst des 17. und 18. Jahrhunderts eindrucksvoll vor Augen führt.

Im einstigen Gartenschloss Lustheim ist kostbares Porzellan ausgestellt
Gegenüber dem Alten Schloss Schleißheim, aber in einiger Entfernung, ließ Kurfürst Max Emanuel zwischen 1684 und 1690 durch den Hofbaumeister Enrico Zuccalli Schloss Lustheim errichten. Es diente ihm als Jagd- und Gartenschloss. Im Zusammenhang mit dem Bau des Neuen Schlosses und der Parkanlage entstand später ein ringförmiger Kanal, so dass Schloss Lustheim schließlich auf einer kleinen künstlichen Insel stand. Im Inneren des Schlosses dominiert der große, zweigeschossige Saal. Beiderseits des Saales waren je ein Appartement für den Kurfürsten und die Kurfürstin angelegt. Im Keller befanden sich die Küche und die Dürnitz (Aufenthaltsraum der Angestellten). Seit 1970 ist die Sammlung alter Meißener Porzellane des Bayerischen Nationalmuseums in den Räumen des Erd- und des Untergeschosses untergebracht. Sie umfasst kostbarste Geschirre, Tierfiguren und Tafelaufsätze von den ersten Versuchen Böttgers bis zu Meißener Porzellan aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756�1763). Insgesamt werden im Schloss Lustheim über 2000 Porzellane gezeigt.

Zwei berühmte Architekten entwarfen das Neue Schloss
Längere Planungszeit benötigte man für das Projekt des Neuen Schlosses. Erst kurz nach 1700 konnte mit der Realisierung begonnen werden. Wie Lustheim entstand auch dieser Bau unter der Leitung des renommierten Enrico Zuccalli. Ein Bauunglück im Jahr 1702 und der unglücklich verlaufene Spanische Erbfolgekrieg, der den Kurfürsten ins Exil zwang, brachten den Bau des Schlosses jedoch zum Stillstand. Damals stand kaum mehr als der Rohbau des Hauptflügels. Nach der Rückkehr des Kurfürsten aus dem Pariser Exil 1715 konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Die Bauleitung übernahm nun der aus dem nahen Dachau stammende und in Paris ausgebildete Joseph Effner. Auf Effner geht die künstlerisch überaus bedeutende Ausstattung der Säle und Prunkräume im Neuen Schloss zurück. Beim Tod Max Emanuels 1726 war der Schlosskomplex noch nicht vollendet, der Hauptbau jedoch in weiten Teilen fertig gestellt. Größere Veränderungen ließ danach nur noch Kurfürst Max III. Joseph vornehmen.

Historische Möbel zeugen von der qualitätvollen Innenausstattung
Die Ausstattung der Prunkräume gehört zu den besten Leistungen der höfischen Kunst in Europa um 1720. Die Möbelkunst dieser Zeit ist durch einzelne hervorragende Beispiele vertreten, so durch einen um 1720 entstandenen Schreibtisch in der so genannten Boulle-Technik. Boullemöbel wurden in der Regel paarweise gefertigt. Messing und Schildpatt bilden abwechselnd in einem Fall das Muster, im anderen Fall den Fond bilden. So kann das Furniermaterial sowohl als Ausschnitt als auch als Grund verwendet werden. Das Gegenstück zu diesem Tisch stand ehemals im Neuen Schloss Schleißheim und gelangte im 19. Jahrhundert in das Bayerische Nationalmuseum in München. Ob sich das neu erworbene Stück früher ebenfalls im Besitz der bayerischen Kurfürsten befunden hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Immerhin sind vergleichbare Möbel des Nationalmuseums noch als Paare vorhanden.

Das Neue Schloss dient heute als Museum für Barockmalerei
Schon im späten 18. Jahrhundert diente das Schloss nur mehr sporadisch zu Wohnzwecken. Gegen Ende des Jahrhunderts war dann die große Zeit Schleißheims vorüber, obgleich das Neue Schloss bis zur Eröffnung der Alten Pinakothek in München im Jahr 1836 als Gemäldegalerie seine Bedeutung behielt. Eine wesentliche Bereicherung erfuhr der Bau durch die 1975 eröffnete Staatsgalerie europäischer Malerei des Barock der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München. In den Galerieräumen sind heute hervorragende Werke aller großen Schulen dieser Zeit zu sehen.

Im Schlosspark erreichte die barocke Gartenkunst einen Höhepunkt
Der Schleißheimer Garten mit seinen begrenzenden Kanälen und der ausgedehnten Boskettzone zwischen Lustheim und Neuem Schloss wurde von Enrico Zuccalli 1684 begonnen. Unter Beachtung dieser Grundkonzeption verwirklichte Dominique Girard zwischen 1715 und 1726 seinen neuen zeitgemäßen Gartenentwurf. Vor dem Neuen Schloss entstand ein prunkvolles Parterre mit vertieftem Mittelteil, Zierbeeten, Skulpturen und verschiedenen Wasserkünsten, unter denen die Kaskade dominierte. Die Mittelachse diente zunächst als Mailbahn, bevor hier vermutlich im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts der Kanal angelegt wurde. Von 1865 bis 1868 stellte schließlich Carl von Effner den über lange Zeit vernachlässigten Garten nach historischen Vorlagen wieder her. Heute zählt Schleißheim zu den wenigen Barockgärten Deutschlands, die in ihrer Grundstruktur weitgehend erhalten geblieben sind.