Nymphenburg war bereits im 18. Jahrhundert in ganz Europa bekannt. Das Gesamtkunstwerk wurde von den bayerischen Kurfürsten gegründet und ausgebaut und war als Sommerresidenz einst ein Refugium für den Münchner Hof. Heute ist es eine grüne Oase inmitten der Stadt und zählt zu den meistbesuchten Reisezielen in Bayern.
Die Schloss- und Parkanlage ist in ihrer Verbindung von Architektur und Gartengestaltung ein Gesamtkunstwerk von europäischem Rang. Darüber hinaus besitzt es bedeutende Kunstsammlungen und Einzelkunstwerke. Gegründet wurde das Schloss durch den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria und seine Gemahlin Henriette Adelaide von Savoyen. Als dem Paar 1662 der ersehnte Thronfolger geschenkt wurde, verehrte der Kurfürst seiner Gattin 1663 die Hofmark Kemnathen. 1664 wurde hier mit dem Bau von Schloss Nymphenburg begonnen. Die Pläne hatte der Oberitaliener Agostino Barelli gefertigt.
Im 18. Jahrhundert wird Nymphenburg zu einer barocken Schlossanlage
Während der Regierungszeit des Kurfürsten Max Emanuel wurde die Anlage in großem Umfang neu gestaltet und erweitert. Unter Enrico Zuccallis Leitung entstanden ab 1701 nördlich und südlich des vorhandenen Baukörpers je zwei Wohnpavillons, die durch Galerien mit dem Mittelpavillon verbunden wurden. Ab 1715 wurde Joseph Effner zum leitenden Baumeister bestellt. Durch die Errichtung von mehrflügeligen Nebengebäuden gab er dem Nymphenburger Schloss seine heutige Gestalt. Kurfürst Carl Albrecht, der Nachfolger, ergänzte die Anlage noch um das Rondell, eine halbkreisförmig um den äußeren Schlossbereich geführte Mauer mit zehn, einander paarweise gegenüberstehenden Pavillons. Schloss und Rondell sollten das Zentrum einer projektierten Stadt bilden, der Carlsstadt. Zu den späteren Veränderungen zählen auch die Arbeiten unter Kurfürst Max III. Joseph. Er trachtete danach, die bestehende Schlossanlage im Geist des Rokoko umzuformen, und ließ 1755 bis 1757 den Festsaal des Hauptschlosses neu gestalten. Heute zählt zu den besonderen Anziehungspunkten die Schönheitsgalerie König Ludwigs I. von Bayern. Sie ist eine Sammlung von Bildnissen schöner Frauen, die Joseph Stieler im Auftrag des Königs zwischen 1827 und 1850 malte.
Der Schlosspark verknüpft formale und landschaftliche Anlagen
Bereits dem Schloss der Henriette Adelaide war ein Ziergarten zugeordnet, der jedoch in der späteren Anlage völlig unterging. 1701 ließ Kurfürst Max Emanuel zunächst einen Kanal anlegen, der Wasser aus der Würm heranführte. Zwischen 1715 und 1726 schuf Dominique Girard schließlich den ausgedehnten und weithin gerühmten barocken Schlosspark. Dieser formale Garten wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Friedrich Ludwig von Sckell in einen Landschaftgarten umgestaltet. Dabei blieben der Mittelkanal mit der Kaskade sowie die Grundstruktur des Großen Parterres mit den zwölf marmornen Götterfiguren erhalten. Die vom Schloss ausgehenden diagonalen Sichtachsen verwandelte Sckell jedoch in abwechslungsreiche Landschaftsräume mit künstlichen Hügeln und Seen. Architektonische Akzente innerhalb des weitläufigen Parkes setzen neben dem 1865 nach Entwürfen von Leo von Klenze errichteten Monopteros vor allem die Parkburgen aus dem 18. Jahrhundert.
Zur Zerstreuung dienten kleine Schlösschen und eine Klause
In der Querachse des einstigen Barockgartens entstanden zwei Schlösschen: die Pagodenburg und die Badenburg. Erstere wurde unter der Leitung von Joseph Effner zwischen 1716 und 1719 realisiert. Ihr Name leitet sich ab von den zahlreichen kleinen chinesischen Götterfiguren im Inneren, die man damals Pagoden nannte. Exotisch wirkten auch der Kleine Saal im Erdgeschoss und die mit Lackmalerei und chinesischen Tapeten dekorierten Räume im Obergeschoss. Sie machen die Pagodenburg zu einem der hervorragendsten Zeugnisse der Chinamode im Europa des frühen 18. Jahrhunderts. Ebenso außergewöhnlich wie die Pagodenburg ist die gegenüber liegende Badenburg. Effner gestaltete sie zwischen 1718 und 1721 als Badehaus mit einem festlich ausgeschmückten Badesaal. Die Ausgestaltung durch Malerei und Stuck lässt das Thema des Gartens und des Wassers anklingen. Nördlich des Großen Parterres ließ Kurfürst Max Emanuel 1725 mit dem Bau der Magdalenenklause beginnen. Joseph Effner war erneut der Architekt. Dieses ungewöhnliche, einer Einsiedelei nachempfundene Gebäude barg eine Kapelle sowie das kurfürstliche Appartement mit klösterlich strengen Wohnräumen. Risse und abgefallener Putz am Mauerwerk sind bewusst eingesetzte Mittel, um an die Vergänglichkeit alles Irdischen zu gemahnen. Als fürstliches Refugium hatte sie ernsten und religiösen Charakter, sollte zugleich aber auch der Hofgesellschaft Zerstreuung bieten. Die Magdalenenklause wurde erst 1728 vollendet, zwei Jahre nach Max Emanuels Tod.
Die Amalienburg lädt in die Welt des Rokoko ein
Südlich des großen Parterres ließ Kurfürst Carl Albrecht im Frühjahr 1734 für seine Gemahlin Maria Amalia das Lust- und Jagdschlösschen Amalienburg errichten. 1739 war das Gebäude vollendet. Nach den Entwürfen François Cuvilliés des Älteren entstand ein Bauwerk, das zu den bezauberndsten Schöpfungen des europäischen Rokoko zählt. Cuvilliés ordnete in Inneren die einzelnen Elemente der reichen, versilberten Dekoration mit großer Meisterschaft an. Die Raumfolge zeichnet sich so bei aller Fülle durch Klarheit und Prägnanz aus. An der Ausführung waren Johann Baptist Zimmermann als Stuckateur, Joachim Dietrich als Bildhauer und Pasqualin Moretti als Maler beteiligt.
Marstallmuseum und Porzellanmanufaktur dokumentieren Geschichte
In den Hallen der ehemaligen Pferdestallungen ist heute das Marstallmuseum untergebracht. Es zeigt eine Sammlung von Prunkwagen, Prunkschlitten, Reitausrüstungen und Prunkgeschirren der bayerischen Kurfürsten und Könige aus der ehemaligen Wagenburg und Sattelkammer des Münchner Hofes. Das Museum ist eines der bedeutendsten seiner Art in Europa. Schwerpunkte sind die Bestände aus dem 18. und aus dem frühen 19. Jahrhundert sowie aus der Zeit König Ludwigs II. Untrennbar mit der Geschichte der Schlossanlage Nymphenburg verbunden ist auch die Porzellanmanufaktur gleichen Namens. Unter Liebhabern und Kennern weltweit bekannt ist die Porzellansammlung der Familie Bäuml. Sie wird seit 1986 in den Räumen über dem Marstallmuseum als Museum Nymphenburger Porzellan-Sammlung Bäuml gezeigt. Die kostbaren Stücke geben einen nahezu lückenlosen Überblick über die Produktion der Manufaktur seit ihrer Gründung bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts.