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Residenz und Hofgarten München

Die Residenz in München war Jahrhunderte lang Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Hause Wittelsbach. Mit etwa 130 Schau- und Sammlungsräumen rund um sieben Höfe ist sie eines der bedeutendsten Raumkunst-Museen Europas.
Die Geschichte der Münchner Residenz in ihrer heutigen Gestalt setzte ein, als Herzog Albrecht V. (Regierungszeit 1550-1579) im Süden seines älteren Wohnsitzes, der "Neuveste", einen frei stehenden Saalbau errichten ließ. Der Neubau sollte seine Antikensammlung und im zweiten Geschoß die Bibliothek beherbergen. Der Renaissancesaal im Erdgeschoß, das so gehannte Antiquarium, enthält bis heute 300 Büsten aus der Sammlung Albrechts V. Die mächtige Tonnenwölbung des Saales wurde später nach Entwürfen von Friedrich Sustris mit Grotesken und einem Tugendenprogramm ausgemalt. Besonders hervorzuheben sind auch die 102 Ansichten von Städten, Burgen und Schlössern des damaligen Herzogtums Bayern.

Italienische Renaissancearchitektur unter Herzog Wilhelm V.
Herzog Wilhelm V. (Regierungszeit 1579-1597) machte das Antiquarium zum Mittelpunkt zweier neu errichteter Wohnkomplexe, dem so genannten Grottenhoftrakt und dem Schwarzen-Saal-Bau. Trotz späterer architektonischer Veränderungen spürt man im Grottenhof mit seiner über und über mit Muscheln und bunten Halbedelsteinen verzierten Brunnenwand noch immer den Geist eines Lustgartens im italienischen Stil.

Die maximilianische Residenz
Maximilian I. (Regierungszeit 1597-1651), der Sohn Wilhelms V., baute die Residenz zu einem repräsentativen Fürstensitz aus. Die große Bedeutung, die dieser Herrscher der Bronzekunst beimaß, belegt bis heute das Standbild der "Patrona Boiariae", der Muttergottes als Schutzpatronin Bayerns, die Hans Krumper für die Fassade an der Residenzstraße schuf. Mit den Trakten um den Kaiserhof entstand schließlich ein weitläufiger Gästetrakt mit großzügig angelegten Raumfluchten, den so genannten Trier- und Steinzimmern. Im Zentrum der neuen Anlage errichtete man den so genannten Kaisersaal. Diesen Festsaal schmücken eine gewaltige Kassettendecke mit allegorischen Gemälden, ein Gemäldefries und die Heldenteppiche nach Entwürfen des Hofmalers Peter Candid. 1985 konnte der nach Veränderungen im ausgehenden 18. Jahrhundert und den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges rekonstruierte Kaisersaal wieder eröffnet werden. Zusammen mit dem Kaiserhof ließ Maximilian I. den Brunnen- und den Apothekenhof anlegen. Neben der Hofkapelle entstand schließlich noch die "Reiche Kapelle", sein Privatoratorium. 1607 geweiht, diente es zugleich als Schrein für die kostbare Reliquiensammlung des Herzogs.

Das Appartement der Kurfürstin Henriette Adelaide
Maximilians Baumaßnahmen schufen für rund zwei Jahrhunderte wittelsbachischer Geschichte den baulichen Rahmen. Die Nachfolger Maximilians gestalteten die Residenz vor allem in Inneren um. Für die Schwiegertochter Maximilians, Henriette Adelaide, wurde ein eigenes Appartement, die so genannten Päpstlichen Zimmer errichtet. Gerade das Herzkabinett mit Portraits der Hofdamen Henriette Adelaides und mit Anspielungen auf die Welt Amors vermittelt einen Eindruck von der barocken Atmosphäre am Münchner Hof. An der Gestaltung der Räume waren vor allem italienische Künstler aus der Heimat der Kurfürstin beteiligt. Der Name des Appartements leitet sich von einem Besuch Papst Pius' VI. her, der hier 1782 kurzzeitig wohnte.

Die Reichen Zimmer - Raumkunstwerke des Rokoko
Kurfürst Max Emanuel (Regierungszeit 1679-1726) gab noch kurz vor seinem Tod den Auftrag, sein Appartement neu auszustatten. Die nach Entwürfen des Architekten Joseph Effner neu geschaffenen Räume brannten aber schon 1729 in Teilen nieder. Schließlich gestaltete der in Frankreich ausgebildete Hofarchitekt François Cuvilliés d.Ä. die zerstörten Räume für Max Emanuels Sohn Karl Albrecht (Regierungszeit 1726-1745) im Stil des Rokoko um. Diese "Reichen Zimmer" mit raffinierten, vergoldeten Schnitzereien und Stuckaturen wurden mit kostbarsten Möbeln, vergoldeten Bronzeleuchtern und Uhren ausgestattet. Den Audienzimmern schließen sich ein Paradeschlafzimmer, ein Spiegelkabinett und das kostbare Miniaturenkabinett an, sowie die so genannte Grüne Galerie mit ihrer bedeutenden Gemäldesammlung. Kurfürst Karl Albrecht, der 1742 in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde, hinterließ mit diesen Repräsentationsräumen ein wahrhaft kaiserliches Appartement. Auch die reich ausgestaltete Ahnengalerie im Erdgeschoss mit 121 Bildnissen der in Bayern regierenden Wittelsbacher und ihrer Familien demonstriert den Anspruch dieses Kurfürsten und Kaisers.

Der Königsbau
Als baulicher Vollender der Residenzanlage darf König Ludwig I. (Regierungszeit 1826-1842) bezeichnet werden. Er fügte der Residenz seiner Vorfahren zwei neue Trakte hinzu. Zur Stadt hin entstand mit dem Königsbau eine Anlage, die der neu gewonnenen Königswürde seines Hauses bildhaft Ausdruck verleihen sollte. Der Architekt Leo von Klenze orientierte sich für den Außenbau am Palazzo Pitti in Florenz. Auch die Innenausstattung geht auf ihn zurück und verarbeitet Eindrücke aus der römischen Antike, die in den großen Ausgrabungsfeldern in Rom und Pompeji gewonnen werden konnten, sowie Anregungen des französischen Empire. Trotz der erheblichen Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges konnten die Räume bis 1980 wiederhergestellt und mit dem erhalten gebliebenen Möbeln und Ausstattungsstücken gemäß einem erhaltenen Rauminventar aus dem Jahr 1835 wieder originalgetreu eingerichtet werden. Dem Königsbau entsprach auf der Nordseite der Residenz der Festsaalbau mit seinem großen Thronsaal und Repräsentationsräumen. Nur die Fassade wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wieder hergestellt. Anstelle des Thronsaales Ludwigs I. befindet sich heute ein Konzertsaal, der Herkulessaal.

Kriegszerstörung und Wiederaufbau
Durch die Luftangriffe während des zweiten Weltkrieges wurde die Residenz weitgehend zerstört. Von 23.500 Quadratmetern Dachfläche blieben nur 50 Quadratmeter erhalten. Da das bewegliche Kunstgut ausgelagert und erhalten war, entschloss man sich zum Wiederaufbau. Bereits 1958 konnte ein erster Museumsrundgang wieder eröffnet werden. Das Residenzmuseum in München ist heute mit seinen 130 Räumen nicht nur eines der bedeutendsten Raumkunst-Museen Europas. Es beherbergt auch auch zahlreiche Spezialsammlungen, darunter die Silberkammern, die Porzellankammern des 18. und des 19. Jahrhunderts, eine Ostasiensammlung und die Paramentenkammern.

Die Schatzkammer
Die Schatzkammer der Residenz gehört mit Ihren über 1.200 Objekten zu den bedeutendsten Sammlungen von Insignien, Kunstkammerobjekten und Schmuckstücken. Der Grundstein für die Sammlung wurde bereits 1565 von Herzog Albrecht V. gelegt. Als Folge der Säkularisation kamen im 19. Jahrhundert einzigartige Kunstwerke aus kirchlichem Besitz hinzu.

Mittelalterliche Goldschmiedekunst
Einen Höhepunkt mittelalterlicher Goldschmiedearbeit bildet das Arnulfziborium, ein kleiner Altaraufbau, der um 890 von Kaiser Arnulf in Auftrag gegeben wurde. Die Schatzkammer birgt auch mehrere mittelalterliche Kronen, etwa die Kunigundenkrone, die um 1063/1064 entstand, und eine Krone aus dem Schatz der englischen Könige, die um 1380 datiert wird.

Die Statuette des Ritters St. Georg
Ein erstrangiges Werk der Schatzkunst ist die Statuette des Ritters St. Georg. Der Heilige, der auf einem ruhig schreitenden Pferd sitzt, hat den Drachen bereits mit der Lanze niedergestreckt. Das in Achat und Chalzedon geschnittene Ross trägt eine weiß emaillierte Satteldecke mit roten Rubinen. Aus transluzidem Email gearbeitet ist die dunkelblaue Rüstung des Ritters, die genau einen Prunkharnisch des späten 16. Jahrhunderts nachbildet. Das weiße und grüne Email, das den Leib des Drachen überzieht, wird durch Rubine und Smaragde gehöht. Hinter dem aufklappbaren Visier der Rüstung verbirgt sich das holzgeschnitzte Antlitz des Ritters, dem die Züge Herzog Wilhelms V., des Auftraggebers der Statuette, gegeben sind. Die Schenkung einer aus Köln stammen Reliquie des Heiligen Georg im Jahr 1586 gab den Anlass zur Stiftung der Statuette.

Die bayerischen Kroninsignien
König Max I. Joseph konnte mit Hilfe Napoleons für Bayern die Königswürde erringen. Die Insignien dieser neuen Würde ließ er in Paris anfertigen. Die Entwürfe lieferte Napoleons Architekt Charles Percier. Mit der Ausführung wurde Martin-Guillaume Biennais, der führende Goldschmied und Juwelier am kaiserlichen Hof in Paris beauftragt. Zahlreiche Perlen und Edelsteine stammen von kirchlichen Geräten, etwa der Gemmingen Monstranzaus dem Eichstätter Domschatz, die während der Säkularisation in bayerischen Staatsbesitz übergegangen waren. Die seit 1807 in der Schatzkammer verwahrte Bayerische Königskrone diente niemals einer wirklichen Krönung; dementsprechend wurde sie von den Monarchen nicht getragen, sondern lag während wichtiger Zeremonien auf einem Kissen vor dem Thron des Herrschers.

Altes Residenztheater (Cuvilliés-Theater)
Repräsentation und Theater waren für das Zeitalter des Absolutismus untrennbar miteinander verbunden. Schon 1652 wurden für den Münchner Hof anlässlich der Hochzeit Kurfürst Ferdinand Marias mit Henriette Adelaide ein frei stehendes Theater am Salvatorplatz errichtet. Hundert Jahre später, 1751, erfolgte die Grundsteinlegung zu einem neuen Theaterbau in unmittelbarer Nachbarschaft zur Residenz. Obwohl sich die Arbeiten an der Ausstattung bis 1755 hinzogen, konnte das Theater schon 1753 erstmals bespielt werden. Die Pläne für die Gestaltung des Zuschauerraumes stammen von François Cuvilliés dem Älteren. An der Realisierung waren die bedeutendsten Münchner Hofkünstler wie Johann Baptist Straub und Johann Baptist Zimmermann beteiligt. Ihnen gelang mit dem Residenztheater ein Gesamtkunstwerk des Rokoko von europäischem Rang. 1781 wurde hier die Oper "Idomeneo" von Wolfgang Amadeus Mozart uraufgeführt. Wie die Residenz selbst wurde auch das Residenztheater 1944 zerstört. Die Logenverkleidungen des Zuschauerraums waren jedoch vorher ausgebaut und in Sicherheit gebracht worden. Mitte der fünfziger Jahre fiel die Entscheidung, das Theater an anderer Stelle im Bereich der Residenz München am Brunnenhof wiedererstehen zu lassen. Zur 80-Jahr-Feier der Landeshauptstadt München 1958 wurde es feierlich wiedereröffnet.

Der Hofgarten nördlich der Münchner Residenz mit seinem zentralen "Dianatempel" von Heinrich Schön d.Ä. und den begrenzenden Arkaden wurde 1613 begonnen. Im Laufe seiner Geschichte erfuhr dieser Lustgarten immer wieder Veränderungen. 1776 wurde der höher liegende Teil in einen regelmäßig bepflanzten Baumgarten, der tiefer liegende Teil um 1800 in einen Exerzierplatz umgewandelt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden zwei langgestreckte Gartenräume eingefügt und dabei die Diagonalwege beseitigt. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg kam es zur Neugestaltung in Anlehnung an den Garten des frühen 17. Jahrhunderts mit seinen Kreuz- und Diagonalwegen. Unweit vom Hofgarten befindet sich der Finanzgarten, ein ehemaliger Klostergarten, der nach 1807 verlandschaftlicht wurde.