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Pompejanum

Wie ein Traum von Italien erhebt sich über dem Ufer des Mains die Nachbildung eines altrömischen Wohnhauses. Erbaut wurde es 1840 bis 1848 für den antikenbegeisterten König Ludwig I. Heute sind die farbenprächtig ausgemalten Innenräume als Museum mit original-römischen Kunstwerken und Gebrauchsgegenständen ausgestattet.
Einige hundert Meter westlich von Schloss Johannisburg steht auf einem Weinberg über dem Main das Pompejanum, der idealtypische Nachbau eines römischen Hauses in Pompeji. Die römische Provinzstadt Pompeji war im Jahre 79 nach Christus durch einen Ausbruch des Vesuv verschüttet worden. Erst ab 1748 begannen dort systematische wissenschaftliche Ausgrabungen, und begierig verfolgte die gebildete Welt, welche Aufschlüsse über römische Wohnhäuser und antikes Alltagsleben sie zutage förderten. Die Idee, ein pompejanisches Haus in Bayern nachzubauen, wurde vermutlich 1839 geboren, als sich König Ludwig I., der sich zeitlebens sehr für antike Kunst und Kultur interessierte, in Begleitung seines Architekten Friedrich von Gärtner in Pompeji aufhielt. Gärtner skizzierte dort zahlreiche architektonische Details und Wandmalereien und nahm auch vorbildhafte Grundrisse auf. 1843 legte Ludwig I. den Grundstein zum Pompejanum, 1848 war der Rohbau nach den Plänen Gärtners fertig gestellt und bis 1850 auch die malerische Ausstattung.

Ein begehbares Hausmodell
Diese Nachahmung eines römischen Wohnhauses sollte nicht als fürstliche Villa, sondern als reines Besichtigungsobjekt dienen, gleichsam als begehbares Modell im Maßstab 1:1. Für den Grundriss war das "Haus des Castor und Pollux" in Pompeji Vorbild. Um zwei Innenhöfe, das Atrium mit seinem Wasserbecken und das begrünte Viridarium, sind im Erdgeschoß die Empfangs- und Gästezimmer, die Küche und die Speisezimmer angeordnet. In beispielhafter Weise sollte hier gezeigt werden, wie die Innenräume eines römischen Wohnhauses angelegt waren und welche farbenprächtigen Wandmalereien sie schmückten. Als Zugeständnis an die villenartig herausgehobene Lage des Pompejanums fügte Gärtner das Belvedere im zweiten Obergeschoß und die repräsentative Außentreppe hinzu - beides Bauteile, die ein römisches Stadthaus nicht kannte. Für die prachtvolle Ausmalung und die Mosaikfußböden wurden dagegen antike Vorbilder kopiert.

Zerstörung und Restaurierung
Wegen ihrer wenig dauerhaften Maltechnik mussten die abblätternden Wandmalereien schon zwischen 1894 und 1934 ständig restauriert und zum Teil neu gemalt werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Pompejanum schwer beschädigt, einige Räume völlig zerstört. Seit 1960 ist das Gebäude in mehreren Phasen wieder vervollständigt worden. Heute präsentiert es sich deshalb als ein Gebäude mit verschiedenen archäologischen Schichten: Neben restaurierten Originalräumen, die den Zustand von 1848 noch erahnen lassen, gibt es solche, in denen der Zerstörungszustand von 1945 sozusagen "eingefroren" wurde und solche, deren Wandmalereien völlig verloren waren und die deshalb komplett rekonstruiert werden mussten. Seit 1994 sind in dem Gebäude der Bayerischen Schlösserverwaltung originale römische Kunstwerke aus den Beständen der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München zu bewundern.