Logo Bayernportal
- kein Ort -

Schloss und Park Linderhof

Schloss Linderhof im einsamen Graswangtal war ein Lieblingsaufenthalt König Ludwigs II. von Bayern. Seine königliche Villa entstand als eine Huldigung an die glanzvolle Zeit der französischen Könige des 18. Jahrhunderts. Schloss, Park und Parkburgen bilden eines der kunstvollsten Ensembles des Historismus in Europa.

Besuche in Paris und Versailles bewogen König Ludwig II., sich ein "neues Versailles" bauen zu lassen. Meicost Ettal sollte es heißen in Anspielung auf die Devise des französischen Königs Ludwig XIV.: "L'état c'est moi" - "Der Staat bin ich". Das Graswangtal bei Ettal war König Ludwig II. von Jugend an vertraut. Sein Vater hatte sich hier als Ausgangspunkt für die Jagd das so genannte Königshäuschen eingerichtet. Im Auftrag Ludwigs II. entwarf der Architekt Georg Dollmann sieben Projekte für das neue Versailles in Linderhof. Der Bau wurde jedoch nie ausgeführt - erst auf Herrenchiemsee sollten diese königlichen Träume Realität werden. Ebenso wenig verwirklichten sich die Pläne Ludwigs für einen riesigen byzantinischen Palast in Linderhof. Stattdessen entstand schließlich eine "Königliche Villa", die als Bautypus auch unter den Königsschlössern einzigartig blieb.

Kein anderes Königsschloss ist mit Linderhof zu vergleichen
Als es an den Bau ging, wollte König Ludwig II. zunächst lediglich einen Salon an das Königshäuschen anbauen lassen, flankiert von zwei hufeisenförmigen Kabinetten. Bis zum Jahr 1872 ließ er dann nach Plänen Dollmanns eine symmetrische Dreiergruppe anbauen sowie zwischen beide Gruppen ein Schlafzimmer einfügen. Dieser Bau war wie schon das Königshäuschen ein hölzerner Ständerbau. 1874 ließ Ludwig das Königshäuschen jedoch abbrechen und an die heutige Stelle versetzen. Zugleich erhielt Schloss Linderhof seine jetzige Erscheinung mit einem neuen Vestibül und einem Treppenhaus in dem bisher offenen Hof. Außerdem kamen ein Spiegelsaal und die Gobelinzimmer hinzu. Der einstige Außenbau aus Holz wurde mit Steinfassaden ummantelt. Erst hierdurch konnte das Gebäude zum Mittelpunkt der gesamten Schlossanlage werden, denn erst jetzt erhielt auch das Äußere repräsentativen Charakter nach dem Vorbild französischer Palastarchitektur unter König Ludwig XV.

In der privaten Königsvilla entstanden auch Repräsentationsräume
Die Entwürfe für die Innenausstattung im Stil des zweiten Rokoko waren weitgehend das Werk von Franz Seitz und Christian Jank. Jank war auf Rokokodekorationen nach den Vorstellungen des Königs spezialisiert. Bereits 1878 konnte das Schloss bezogen werden. In späteren Jahren wurde nur noch das königliche Schlafzimmer umgebaut und vergrößert. Obgleich Schloss Linderhof eher privaten Charakter hat, wollte König Ludwig II. nicht völlig auf die wichtigsten Räume des Hofzeremoniells verzichten. So entstand unter anderem das prunkvoll ausgestattete Audienzzimmer. Es enthält zahlreiche Hinweise auf das bayerische Königtum. Am Baldachin über dem Sessel und dem Arbeitstisch sieht man etwa einen reich verzierten Kranz, dessen figürlichen Abschluss zwei Putten mit Königskrone und Palmwedel bilden. Darüber befindet sich die Bavaria als bayerische Landesallegorie. Auch das bayerische Staatswappen in Nadelmalerei an der Rückwand des Baldachins erinnert daran, dass es sich um das Arbeitszimmer eines bayerischen Königs handelt. Der Hermelin des Baldachins soll vom Krönungsmantel König Ottos von Griechenland, dem Onkel Ludwigs II., stammen. Das Speisezimmer von Schloss Linderhof liegt im Osten. In der Mitte entdeckt man das berühmte Tischl ein-deck-dich, das heißt einen versenkbaren Tisch, der im Erdgeschoß gedeckt werden konnte, ohne den König zu stören.

Terrassen und Kaskaden prägen den architektonischen Garten
Der Schlosspark in Linderhof sollte zu einer der bedeutendsten Gartenanlagen des 19. Jahrhunderts werden. Hofgärtendirektor Carl von Effner plante und vollendete ihn bis 1880. Die um das Schloss geometrisch streng gegliederte Anlage geht über in einen weiträumigen Landschaftsgarten und anschließend - kaum merklich - in die freie Berglandschaft der Umgebung. Die fast selbstverständlich anmutenden Übergänge gelangen Carl von Effner nach italienischen Renaissancevorbildern mit Hilfe meisterlich gestalteter Terrassen und Kaskaden. Vor dem Schloss führen eine Reihe von Stufen hinab zu einem Wasserbassin mit einer vergoldeten Springbrunnengruppe als Zentrum. Aus der Gruppe erhebt sich eine mächtige Wasserfontäne, die bis zu 30 Meter in die Höhe steigt. Gleich am Ende des Bassins steigt die Landschaft wieder an. Eine gewaltige, 1875 erbaute Terrassenanlage führt hier auf einen Hügel. Drei durch Freitreppen verbundene Plattformen lassen den Besucher über eine Vielzahl von Stufen nach oben gelangen. Krönender Abschluss ist ein kleiner Rundtempel, der Venustempel. Die regelmäßigen Gartenbereiche liegen wie begehbare Bilder vor den im Obergeschoss der Villa gelegenen Haupträumen. Von Heckenwänden und Laubengängen umgrenzt bilden sie frische Gartenräume, die die im Schloss inszenierte Traumwelt Ludwigs II. im Freien fortsetzen.

Fantasievolle Kleinarchitekturen verzaubern die Gartenanlagen
Im Park und in den anschließenden Waldgebieten ließ König Ludwig II. eine Reihe von architektonischen Denkmälern aufstellen. 1876 kaufte er den zuerst in Paris ausgestellten Maurischen Kiosk aus Schloss Zbirow in Böhmen und stellte ihn im Garten von Schloss Linderhof auf. Die Eisenkonstruktion hat eine kreisförmige Apsis, eine vergoldete Mittelkuppel und vier minarettartige Ecktürmchen. Im Innenraum befinden sich große Glaslüster mit 32 farbigen Lampen, ein Pfauenthron, Pfauen aus farbig emailliertem Metallguss mit geschliffenen böhmischen Glassteinen in den Schweifrädern und ein weißer Marmorbrunnen. Ein Teil der Gartenbauten stellt Bühnenszenen aus den Musikdramen Richard Wagners dar. Die Venusgrotte, eine mit verschiedenen Farben magisch beleuchtete, künstliche Tropfsteinhöhle, soll das Innere des Hörselberges wiedergeben, den Schauplatz des ersten Aktes von Wagners "Tannhäuser". Diese im Park erbauten Kleinarchitekturen sind nicht als Staffagebauten, sondern als eigenständige Fluchtburgen mit einer jeweils eigenen Thematik zu sehen.

Mit dem Marokkanischen Haus holte Ludwig II. den Orient nach Bayern
Das ursprünglich frei im Gebirge bei Linderhof stehende Marokkanische Haus wurde nach dem Tod des Königs nach Oberammergau transferiert. Heute steht es nach erfolgreichem Rückkauf und Restaurierung im Linderhofer Schlosspark. Zusammen mit dem Linderhofer Maurischen Kiosk und dem Königshaus am Schachen es zu den erhaltenen orientalischen Projekten des Königs.