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Neues Schloss mit Park und Augustiner-Chorherrenstift (Altes Schloss) Herrenchiemsee

Für König Ludwig II. von Bayern war der französiche Sonnenkönig Ludwig XIV. die Idealgestalt eines Königs. Im Neuen Schloss Herrenchiemsee verwirklichte er sein lange geplantes Projekt eines "Neuen Versailles".

König Ludwig II. erwarb 1873 das unvergleichlich schön gelegene �Herrenwörth�, das heutige Herrenchiemsee. Die Insel hatte damals bereits zwei Jahrtausende Geschichte hinter sich. Ab dem Hochmittelalter bis zur Säkularisation war Herrenchiemsee Mittelpunkt eines Bistums. Noch heute zeugen der Inseldom und die barocken Klostertrakte (Altes Schloss) des Augustiner-Chorherrenstifts von der einstigen Bedeutung.

Das Schloss sollte dem französischen Absolutismus huldigen
Schwärmerische Schwermut und der Drang nach Einsamkeit hatten Ludwig II. zum Kauf der Herreninsel im Chiemsee bewogen. Hier sollte nun sein �Neues Versailles� entstehen: Während einer Reise hatte der König Schloss Versailles in allen Einzelheiten studiert, der Bau des französischen Sonnenkönigs erschien ihm als höchste Verwirklichung imperialen Glanzes. Ihn wollte er in einem eigenen Schloss nachempfinden. Nachdem er Herrenchiemsee den Holzspekulanten abgejagt und die Insel vor dem Kahlschlag gerettet hatte, bot sich endlich die Gelegenheit zur Verwirklichung des lang gehegten Wunsches. Mit der Planung des Neuen Schlosses wurde Georg Dollmann beauftragt, am 21. Mai 1878 war Grundsteinlegung. Ludwig II. trieb die Bauleute zu immer größerer Eile an und so schafften sie es schließlich, trotz großer Schwierigkeiten mit den Fundamenten und dem Transport der Materialien über den See bereits 1881 den Rohbau der gewaltigen Anlage fertig zu stellen.

Verschwenderische Pracht entfaltet sich in allen Räumen
Das Innere sollte das französische Vorbild an Prunk und Glanz noch übertreffen. Ludwig II. beauftragte zunächst Georg Dollmann und dann Julius Hofmann mit dieser Aufgabe. In vier Jahren entstand die Innenausstattung des Treppenhauses, der Paradezimmer und der Wohnzimmer des Königs mit eingelegten Fußböden, geschnitzten Vertäfelungen und Stuckmarmorverkleidungen, mit Wand- und Deckengemälden, Skulpturen und kostbaren Möbeln. Der wichtigste Raum war die Große Spiegelgalerie, die sich über 98 Meter hinter der Gartenfront entlang zieht. Beherrschendes Moment sind neben den Wandspiegeln die 44 Standleuchter und 33 großen Glaslüster. Vorbild war auch hier Versailles mit seiner �Galerie des glaces�.

Mit dem Tod Ludwigs II. fand der königliche Traum sein Ende
In den letzten Lebensjahren galt das Sinnen und Trachten Ludwigs II. vor allem Schloss Herrenchiemsee. Doch finanzielle Schwierigkeiten, die es nicht erlaubten, weitere Gelder aus der Kabinettskasse zu entnehmen, führten 1885 zur Einstellung des Baus. Der Tod Ludwigs II. im Jahre 1886 bedeutete das Ende für das gewaltige Bauunternehmen.

Die Gartenanlagen spiegeln die Vorstellungen des Königs wieder
Obwohl nur etwa zur Hälfte fertig gestellt, sind die ab 1878 nach Versailler Vorbild angelegten Gartenanlagen von eindrucksvoller Größe und Pracht. Hecken und hohe Bäume begrenzen Gartenräume. Sie wurden reich ausgeschmückt mit Brunnen, Bassins und Fontänen, vergoldeten Figuren und Blumenbeeten. Als dekorative Kulissen ziehen sie sich um das gesamte Schlossgebäude � eine Insel für sich, umgeben von Waldzonen und eingebettet in die Märchenlandschaft der Herreninsel.

Ein Museum im Schloss dokumentiert das Leben Ludwigs II.
Rund vierzig Jahre nach dem Tode des Königs wurde 1927 im Erdgeschoß des Südflügels von Schloss Herrenchiemsee ein Museum eröffnet. Das König Ludwig II.-Museum erhielt seine Einrichtung aus Beständen des Residenzmuseums München, der Gedächtnisstätte in Schloss Berg am Starnberger See, angereichert durch zahlreiche Neuerwerbungen der Schlösserverwaltung. In den sechziger Jahren musste das Museum schließen, weil die in den Mauern aufsteigende Feuchtigkeit die Exponate gefährdete. 1987 konnte es in zwölf modern ausgebauten Räumen und mit neuer Konzeption wieder eröffnet werden. Höhepunkte einer Besichtigung sind das Mobiliar aus dem Appartement Ludwigs II. in der Münchner Residenz und das erste Schlafzimmer aus Schloss Linderhof.

Unter den zahlreichen Museumsexponaten sind mehrere Portraits
In den ersten Räumen des Museums werden Schicksal und Lebensgeschichte des bayerischen Monarchen vor Augen geführt. Einzelne Exponate dokumentieren die gesamte Zeitspanne von der Geburt bis zum frühen, tragischen Tod. Das königliche Taufkleid, der Krönungsmantel, die beiden Prunkmäntel für die geplante Vermählung und die Totenmaske werden hier gezeigt. Zahlreiche fotografische, gemalte und in Marmor gemeißelte Portraits sind weitere Erinnerungsstücke. Ausgestellt ist auch das vielleicht bekannteste Portrait König Ludwigs II., das Ferdinand Piloty 1865 malte. Es zeigt den jugendlichen, zwanzigjährigen König in Generalsuniform mit Krönungsmantel. Zwei Jahre später gab Ludwig II. bei Johann Nepomuk Hautmann eine Porträtbüste der Prinzessin Sophie in Auftrag. Die Büste entstand aus Anlass der Verlobung des Königs mit Sophie, Herzogin in Bayern. Der Ausführung in Marmor ging eine nach dem Leben modellierte Version in Gips voraus.

Der König wirkte auch als Förderer der Künste
Ein zweiter Teil des Museums befasst sich mit König Ludwig II. als Auftraggeber. Ausgewählte Kunstgegenstände aus den �Königsschlössern� zeugen von den realisierten Arbeiten. Neben den Schlössern Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee gab es weitere Bauten und Räumlichkeiten, die heute nicht mehr existieren. Dazu zählen etwa das Appartement König Ludwigs II. in der Münchner Residenz, von dessen prächtiger Möblierung in mehreren Räumen des Museums Beispiele zu sehen sind. Ein anderes Beispiel ist der Wintergarten der Residenz, den Fotos und der erhalten geblieben Kahn dokumentieren. Unter den nicht verwirklichten Projekten sind der Hubertuspavillon bei Linderhof und Burg Falkenstein zu nennen, die anhand von Architekturmodellen anschaulich vorgestellt werden. Als Auftraggeber und Mäzen war König Ludwig II. auch für die Musikgeschichte von großer Bedeutung. Seine Freundschaft mit Richard Wagner förderte entscheiden die Entstehung von dessen Musikdramen. Sie wird durch viele Dokumente Porträts, Brieftaschen, Partiturbeispiele, Karikaturen und anderes mehr ­ sowie durch das Modell für ein großes Festspielhaus in München und zahlreiche Bühnenbildmodelle vor Augen geführt.

Die Wasserspiele lassen das Flair der Barockzeit wieder aufleben
Im Herbst 1969 begann die Bayerische Schlösserverwaltung mit der Wiederherstellung der Wasserspiele im Garten von Schloss Herrenchiemsee. In den Jahren 1970/1972 war die Rekonstruktion des Latona-Brunnens als Kernstücks der Anlage abgeschlossen. 1994 folgte die Inbetriebnahme von Fama- und Fortunabrunnen. Seither lädt Herrenchiemsee wieder zum Erlebnis der Wasserspiele ein.

Kloster und Domstift Herrenchiemsee
Als König Ludwig II. von Bayern 1873 die Herreninsel erwarb, übernahm er auch die Überreste einer Klosteranlage, die bereits im 8. Jahrhundert von Benediktinern gegründet und um 1130 als Augustiner-Chorherrenstift wiederhergestellt worden war. In der heutigen barocken Stiftsanlage waren berühmte Künstler wie Johann Baptist Zimmermann tätig. Die Säkularisation 1803 hob das Chorherrenstift auf, die Domstiftskirche (Inseldom) wurde demoliert und zur Brauerei umgebaut. Die Stiftsgebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert blieben jedoch erhalten, da sie unter Ludwig II. als �Altes Schloss� provisorisch zu Wohnzwecken hergerichtet worden waren. Die königliche Privatwohnung lag einst im Ost- und Südflügel der Anlage.

Ein Streifzug durch die bayerische Geschichte
1998 eröffnete ein Museum im Stiftsbereich. Es führt den Besucher durch 1200 Jahre bayerische Geschichte. In den Räumen werden Themen behandelt wie �Vom Kloster zum Königsschloss�, es gibt aber auch eine Ausstellung zum Thema �Privaträume König Ludwigs I. und der Weg zum Grundgesetz � Verfassungskonvent Herrenchiemsee 1948�. Sie dokumentiert ein wichtiges Kapitel der bayrischen Geschichte. Im Speisesaal des Königs tagte 1948 der sogenannte Verfassungskonvent, der für den Parlamentarischen Rat in Bonn einen Verfassungskonvent konzipierte. 2001 ist in sieben barocken Räumen eine Gemäldegalerie mit Werken des Münchner Sezessionsmalers Julius Exter (1863­1939) entstanden, die dem Museum angegliedert sind. Exter war seit 1917 in Übersee-Feldwies am Chiemsee ansässig. Haus und Garten des bedeutenden Künstlers am beginn der Moderne sind dort ergänzend zu besichtigen. Neben der Stiftsanlage steht die ehemalige Pfarrkirche Sankt Maria mit einer bemerkenswerten Decke mit eingelassenen Gemälden von 1630. Die Bepflanzung des Platanensaals mit Blick zur Fraueninsel geht auf das Jahr 1893 zurück.